Festgottesdienst zum Jubiläum der Liebfrauenkirche Kalefeld

Nachricht Kalefeld, 07. November 2022

„Es scheint als zerbröselten die Strukturen, die einmal sicher waren“

Die Liebfrauenkirche in Kalefeld feiert Jubiläum. Am 10. November 1872 (übrigens der Geburtstag Martin Luthers) wurde sie eingeweiht, daher wurde am vergangenen Sonntag ihr 150-jähriges Bestehen in einem Festgottesdienst mit Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder gefeiert, die die Kirche in ihrer Predigt als Wahrzeichen von Kalefeld darstellte.

Zuvor aber nahm Pastor Rolf Wulkop Bezug auf Luthers Geburtstag und kündigte an, dass daher beim ersten Lied „Luther-Kekse“ an die Gottesdienstbesucher verteilt wurden, die die Konfirmanden extra für diesen Anlass gebacken hatten. Ohne diesen Einsatz für das Fest zu schmälern, wies er darauf hin, dass an diesem Tag mehr Besucher gekommen waren als erwartet und dass Teilen ja auch christliche Tradition ist und die Kekse groß genug. Am Ende reichte es natürlich für alle.

Dr. Adelheid Ruck-Schröder hielt dann allerdings keine Bergpredigt, sondern ging natürlich auf die Kirche und das umfassende Programm zum Jubiläum ein. Große Feierlichkeiten in einer Zeit, in der uns Krisen Ängste und Sorgen bereiten. „Es scheint als zerbröselten die Strukturen, die einmal sicher waren“, formulierte sie und meinte damit sowohl den Krieg in der Ukraine, die Corona-Pandemie, die gesellschaftlichen Veränderungen wie auch gravierende Veränderungen in der Kirche selbst.

Doch auch die Zeit der Neugotik, in der die Liebfrauenkirche erbaut wurde, sei eine Zeit der Unsicherheit und Sehnsüchte gewesen, wie die Rückbesinnung auf frühere Stilelemente zeige. Wie würde eine Kirche aussehen, wenn die jetzige Jugend, die Konfirmand*innen sie heute bauen würden, fragte sie.

Jesus sagte, das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen, es sei vielmehr ein Funke in uns, ein Funke des Glaubens, der aber überspringen kann. Es sei Miteinander, Liebe, Zuversicht. „Unsere Zukunft fängt in unserem Herz und in unserem Kopf an“, sagte sie. Wir dürfen Mut haben, diese Zukunft zu gestalten, denn wir haben Gott auf unserer Seite. Auch die Liebfauenkirche habe viele schwere Zeiten überdauert, obwohl sie von Anfang an einige Fehler hatte. Auch die seien erlaubt.

In Anschluss an diesen mutmachenden Gottesdienst wurde noch zum gemeinsamen Feiern eingeladen, was viele gerne annahmen. Vielleicht ist ja die Gemeinschaft in Kirche und Gemeinde doch nicht nur etwas, das Menschen vor 150 Jahren Halt gab.

Christian Dolle/ Kirchenkreis Harzer Land