„Kirche mit Kindern“-Logo als Blaudruck

Nachricht Einbeck, 27. Oktober 2022

Hinter dem fröhlich-bunten Fachwerkhaus am Mönchsplatz 4 verbirgt sich eine ganz besondere Handwerkskunst. Der Blaudruck ist aus der Einbecker Stadtgeschichte nicht wegzudenken. Bereits seit 1638 gibt es dort eine Blaudruckfabrik, die sich bis 2005 im Besitz der Familie Wittram befand. Ulf Ahrens übernahm den Betrieb, der sich seit 1985 in den Hallen der ehemaligen Zeitungsdruckerei befindet. Und in diesem Jahr fand auch Elsa Höffker, Pastorin für Iber-Odagsen und Dassensen-Wellersen, zum Blaudruck. Und so beginnt die Geschichte einer ganz besonderen „Kirche mit Kindern“-Druckform, die in Einbeck hergestellt wurde.

Denn Pastorin Elsa Höffker hat Ende Juni im Rahmen des Einbecker Blaudruckjahres eine besondere Blaudruck-Aktion, den Färbersommer, am alten Waschhaus in Iber initiiert, an der die Färberfreunde aus der „DruckerBande“ mitwirkten. Für eine weitere Druckaktion suchte die Pastorin noch nach einem schönen Blaudruck-Motiv für den Kindergottesdienst. Wimpelketten sollten es werden, die zu jedem Taufgottesdienst mitwanderten. Doch natürlich musste dafür der Urheber des Kindergottesdienst-Logos „Kirche mit Kindern“ befragt werden. Und Pastorin Hanna Dallmeier, die den Arbeitsbereich Kindergottesdienste im Michaeliskloster in Hildesheim leitet, war sofort Feuer und Flamme! Mehr noch: Es gibt Pläne, dass Blaudruck-Werbematerial im Shop Einzug halten könnte! Denn das Kindergottesdienst-Logo "Kirche mit Kindern" wurde in der Blaudruck-Werkstatt gedruckt. Elsa Höffker schildert: „Dazu haben wir im Vorfeld einen 3D-Druck des Logos hergestellt, der dann auf ein Stück Eichenholz aus einer alten Treppenstufe geklebt wurde, um so ein Model zum Drucken zu erhalten.“ Und die Ergebnisse aus dem Probedruck im September auf grün können sich wirklich sehen lassen! Wie es nun damit weitergeht, verrät Hanna Dallmeier: „Es gibt Überlegungen, Blaudruck-Produkte auch in unserem Shop zur Verfügung zu stellen. Allerdings wird in der Blaudruckerei turnusmäßig monatlich in einer anderen Farbe gedruckt, sodass der Prozess noch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen wird. Auch eine Näherin darf noch gefunden werden, die unsere Ideen umsetzt. Dann könnte ich mir zum Beispiel gut Taschen, Kissen oder auch bunte Wimpelketten für Gemeindefeste vorstellen.“ Man darf also gespannt sein. 

 

Infos zum Blaudruck

 

In ganz Deutschland wird die alte Handwerkskunst des Blaudruckens nur noch in zwölf Werkstätten ausgeübt. Der Blaudruck wurde 2018 von der UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt. Die Blaudruckfabrik in Einbeck ist die älteste Europas, die bis heute (fast) durchgängig betrieben wurde. „Ausnahme ist nur der Lockdown während der Corona-Zeit“, so Ulf Ahrens. Der Blaudruck Einbeck ist unter: www.einbecker-blaudruck.de zu finden.

Blaudruck-Gottesdienst am Reformationstag

Am Reformationstag, also Montag, dem 31. Oktober, findet um 18 Uhr ein „Gottesdienst in Blau“ in der Marktkirche in Einbeck statt. Pastorin i.R. Dr. Angelika Überrück und Pastorin Dr. Wiebke Köhler gestalten ihn gemeinsam für die Kirchengemeinde Einbeck und die Region Leinetal-Ahlsburg. Für den Gottesdienst wird Einbecker Blaudruckwäsche mit biblischen Motiven gesucht, die für die Dauer des Gottesdienstes zur Verfügung gestellt wird, um den ganzen Reichtum dieser besonderen Blaudruckkunst zu zeigen. Neben „Adam und Eva“ und „Josua und Kaleb“ zählt die „Weihnachtsgeschichte“ zu den biblischen Motiven.
 

Ausstellung biblische Motive im Blaudruck

 

Im StadtMuseum Einbeck wird am Freitag, 25. November, von 16 bis 18 Uhr mit Pastorin i.R. Dr. Angelika Überrück eine Ausstellung zu biblischen Motiven im Blaudruck eröffnet. Sie erzählt über Stoffe und Motive, mit denen sie sich intensiv beschäftigt hat. Die ältesten erhaltenen Druckformen, von 1720 etwa, zeigen biblische Motive, wie zum Beispiel den Sündenfall (Adam und Eva am Baum der Erkenntnis) oder Josua und Kaleb, wie sie mit einer riesigen Traube aus dem gelobten Land zu Moses und dem Volk Israel zurückkehren. Die biblischen Motive waren zwar vermutlich nie „Verkaufsschlager“, gehören aber zum festen Modelbestand der meisten Blaudruckereien bis heute. Die Ausstellung wird bis Ostern zu sehen sein.

Kirchenkreis Leine-Solling/Mareike Spillner