Zum Start der WM 2023 in Katar

Nachricht Hildesheim, 19. November 2022

Menschenrechte und Ressourcen

Sport ist eigentlich etwas Wunderbares: Auf dem Platz sind alle Menschen gleich. Fußball integriert, es geht um den Lieblingsverein, um Fankultur, um ein Wechselbad der Gefühle, zwischen Himmel und Hölle. Und es geht um Fairplay.

Unfair ist es hingegen und hochgradig unverantwortlich, unter welchen ausbeuterischen und menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen die Arbeiter die Stadien errichtet haben. Viele haben bei dem Bau der Stadien ihr Leben verloren.

Dazu kommt: Die Meinungsfreiheit in Katar ist eingeschränkt, Frauen- und LGBTQ-Rechte werden mit Füßen getreten. Großveranstaltungen werden zumeist in demokratisch fragwürdige Staaten vergeben. Von einem „World Cup of Shame“, einem Weltcup der Schande, spricht etwa „amnesty international“.

Auch ökologisch ist diese WM ein Irrsinn: Der „heilige Rasen“ muss dauerbewässert werden, damit er in dem Wüstenklima grün bleibt, Tribünen sind mit Klimaanlagen ausgestattet. Ein schonungs- und verantwortungsloser Umgang mit Ressourcen. Der Traum von nachhaltigen Spielen scheint also ausgeträumt.

Auch um die freie Religionsausübung steht es im Wüstenstaat in der Praxis nicht rosig: Christinnen und Christen zum Beispiel – viele davon Arbeiter*innen aus Südostasien – können ihren Glauben nur eingeschränkt leben: In einem Industriegebiet weit vor der Hauptstadt Doha wurde ihnen zwar hinter einer Mauer ein Bauplatz zur Verfügung gestellt. Hinter der Mauer durften sie ihre Kirchen errichten. Tatsächlich versammeln sich dort mehr als 50.000 an Wochenenden zu Gottesdiensten. Von außen dürfen die Kirchen aber nicht als solche erkennbar sein. Man fühle sich wie in einem Gefängnis, berichten Geistliche.

Im Advent, früher eine Zeit zum Fasten, geht es ums Nachdenken und Beten. Die kommenden Wochen bis Weihnachten bieten Raum und Chancen, über Menschenrechte ins Gespräch zu treten. Dazu gehört auch zu hinterfragen, wo und unter welchen Umständen eine Fußballweltmeisterschaft ausgetragen wird.

Ich werde dieses Jahr die Spiele der Fußballweltmeisterschaft in Katar nicht ansehen.

Gott,

Ich sehe so viel Ungerechtigkeit in dieser Welt.

Während die einen ein Fußballmärchen aus

1001 Nacht feiern, leiden andere Not.

 

Mein Gott: Erbarme dich.

 

Ich höre das Klagen der Ausgebeuteten.

Es darf nicht sein, dass Geld mehr wert ist,

als Menschenleben.

Ich möchte da nicht mitspielen.

 

Mein Gott: Erbarme dich.

Komm mit Deiner Gerechtigkeit in unsere Welt.

Amen.

Gebet nach einer Vorlage von Elisabeth Engler-Starck