#WeRemember - Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Nachricht Hildesheim, 26. Januar 2022

#WeRemember – „Wir erinnern“: Mit dem Hashtag soll in den sozialen Medien dem Internationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus gedacht werden. Die Regionalbischöfin des Sprengels Hildesheim-Göttingen, Dr. Adelheid Ruck-Schröder, ruft dazu auf, sich bei der vom Jüdischen Weltkongress initiierten Erinnerungsaktion am 27. Januar mit einem Selfie und einem Schild „WeRemember“ zu beteiligen: „In einer komplex gewordenen Welt suchen viele Menschen scheinbare Sicherheit in Verschwörungsmythen und Fake News. Nur wer sich an den Schrecken von Auschwitz in seiner ungeheuerlichen Faktizität erinnert, sieht sofort, wie unerträglich alle Vergleiche von Pandemiemaßnahmen mit der systematischen Ermordung von mehr als sechs Millionen Juden und Jüdinnen in der Zeit des Nationalsozialismus sind.“

Aufklärung über den Holocaust werde immer wichtiger, schreibt der Jüdische Weltkongress auf seiner Homepage: „Während wir mit einer Pandemie konfrontiert sind, sehen wir einen Anstieg von hasserfüllten und rassistischen Ideologien auf der ganzen Welt. Verschwörungsmythen über Minderheiten verbreiten sich wie ein Flächenbrand. Soziale Medienplattformen werden überrannt mit verletzenden Inhalten. Das fühlt sich für viele überwältigend, ja furchterregend an.“

Der Mord an sechs Millionen Jüdinnen und Juden durch die Nazis und ihre Kollaborateure sei nicht in einem Vakuum passiert: „Er war das Produkt unbändigen Hasses und kollektiven Schweigens. Heute, mehr denn je, müssen wir zusammen der Vergangenheit gedenken, um eine bessere Zukunft für alle zu bauen.“

„Ich bin dankbar, dass wir wieder vielfältige jüdische Gemeinden und jüdisches Leben in Deutschland haben. Polizeischutz vor Synagogen zeigt, wie angreifbar unsere Demokratie und Freiheit sind. Wir brauchen einen breiten gesellschaftlichen Zusammenhalt, um diese Werte zu verteidigen.“

Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder

Nicht erst seit dem Anschlag auf die Synagoge in Halle im Jahr 2019 fühlen sich immer mehr Jüdinnen und Juden unwohl in Europa. Aus einigen Ländern wie etwa Frankreich, wandern viele nach Israel aus. Laut einer Studie der EU-Grundrechteagentur gaben 90 Prozent der jüdischen Bevölkerung an, dass sie eine deutliche Zunahme von antisemitischen Hassreden und Belästigungen wahrnähmen. Ebenfalls 90 Prozent der Befragten sehen die sozialen Medien als Hauptort antisemitischer Übergriffe. Aber nicht nur dort: Rund jede*r vierte Deutsche (27 Prozent) denke in antisemitischen Vorurteilen, ergab 2019 eine Studie des Jüdischen Weltkongresses. Statt offenem Antisemitismus würden Begriffe wie „Eliten“ oder die „Macht in der Wirtschaft“ verwendet.

Regionalbischöfin Dr. Ruck-Schröder mahnt daher auch weiterhin dazu, aufmerksam zu sein: „Ich bin dankbar, dass wir wieder vielfältige jüdische Gemeinden und jüdisches Leben in Deutschland haben. Polizeischutz vor Synagogen zeigt, wie angreifbar unsere Demokratie und Freiheit sind. Wir brauchen einen breiten gesellschaftlichen Zusammenhalt, um diese Werte zu verteidigen.“

Hintergrund:

Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus wurde in Deutschland 1996 von Bundespräsident Roman Herzog eingeführt. Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, des größten Vernichtungslagers des NS-Regimes. Historiker gehen allein in diesem KZ von 1,1 bis 1,5 Millionen ermordeter Jüdinnen und Juden aus, insgesamt mehr als sechs Millionen Menschen jüdischen Glaubens wurden von den Nationalsozialisten gequält, erschossen, vergast – oder mussten sich zu Tode arbeiten. Daneben wird an diesem Tag auch der Sinti und Roma, Zwangsarbeiter, Homosexuellen, Zeugen Jehovas, Behinderten, Kranken und politisch Verfolgten des NS-Regimes gedacht. Die Vereinten Nationen führten den Gedenktag 2005 am Jahrestag der 60. Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz ein.

Sprengel Hildesheim-Göttingen/ gmu