Zellerfeld: 25 Jahre Tübke-Altar in der St.-Salvatoriskirche

Nachricht Clausthal-Zellerfeld, 18. April 2022

Regionalbischöfin Dr. Ruck-Schröder: "Ein Altar für Suchende und Zweifler"

Vor 25 Jahren am Ostersonntag wurde der Altar von Werner Tübke in der Zellerfelder St. Salvatoris-Kirche eingeweiht. Nach Adam Riese musste also an diesem Ostersonntag Jubiläum gefeiert werden. Im Gottesdienst war Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder zu Gast, die sich mit den auf dem Altar dargestellten Szenen intensiv auseinandergesetzt hatte.

Tübke orientierte sich an alte Meister

Zwar habe sich Tübke deutlich an den alten Meistern orientiert, stellte sie dar, doch seien seine Bildnisse eben auch sehr modern. So ringen die Figuren um den gekreuzigten Christus beispielsweise um Fassung, was sie in dieser Zeit auch an Bilder aus Mariupol und andere Kriegsschauplätze denken lasse. Die Personen wollen Jesus berühren, es gelingt ihnen jedoch nicht, so scheine es, sämtliche dargestellten Hände halten vor der eigentlichen Berührung inne.

Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder predigt über den Tübke-Altar in der Zellerfelder Salvatoriskirche.

Tübke-Altar für Suchende und Zweifler

„Dieser Altar ist ein Altar für Suchende und Zweifler“, so Dr. Ruck-Schröder. Auch Tübke selbst war Atheist, hat sich offenbar in diesem Werk mit dem Glauben und seiner Beziehung zu Gott auseinandergesetzt. Uns heute fehlte durch Corona ebenfalls die Berührung, die Distanz macht uns zu schaffen, führte sie weiter aus. Die im rechten Flügel des Altars dargestellte Auferstehung fällt uns heute schwer zu glauben, doch uns Christen könne Ostern eben immer wieder Hoffnung geben, weil Jesus wahrhaftig den Tod überwunden hat und wir es erkennen können, wenn wir nur hinsehen.

Gedenken an Tübke bringt Gemeinden zusammen

Den Gottesdienst gestalteten die Pastoren Jonathan Stoll und André Dittmann sowie Mitglieder der Kirchenvorstände aus Zellerfeld, Clausthal und Buntenbock, es wurde natürlich feierlich, im Anschluss an den Gedenkgottesdienst an den Altar von Werner Tübke wurde es bei Kaffee und Kuchen dann aber auch gemütlich und persönlich. Berührungen gab es vielleicht noch keine, Distanz aber eben auch nicht mehr so wie in den vergangenen zwei Jahren, also auf jeden Fall Hoffnung, dass sich auch das Gemeindeleben allmählich und mit gebotener Vorsicht wieder normalisiert.

Gestalteten den Gottesdienst zum 25-jährigen Jubiläum.

 

Info:

Werner Tübke (1929 bis 2004) war einer der bedeutendsten Maler der DDR. Er gehörte zur sogenannten Leipziger Schule und ist vor allem für sein Bauernkriegspanorama in Bad Frankenhausen bekannt. Er schuf weitere große Wandbilder, nahm an der Documenta in Kassel Teil, war Professor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und schuf in vierjähriger Konzeptions- und Schaffenszeit eben auch den Altar in St. Salvatoris. Die Idee war damals, den zuvor schlichten Altar mit einem modernen Bildnis würdiger zu gestalten. Der Altar gilt heute als eines von Tübkes intimsten Werken.

Christian Dolle/ Kirchenkreis Harzer Land