Jan von Lingen war spürbar bewegt, als er vor die Festgemeinde trat: „Die Fahrt vom Flachland hierher über die Berge bei tosendem Wind war für mich schon ein kleines Abenteuer. Und nun loben Sie sich hier als Ortskirchengemeinden gegenseitig über allen Maßen – dann muss Pfingsten sein!“ Mit diesen Worten eröffnete der Stellvertreter der Regionalbischöfin im Sprengel Hildesheim-Göttingen seine Predigt beim Gründungsgottesdienst der Evangelisch-lutherischen Gesamtkirchengemeinde Oberharz am Pfingstsonntag in Lautenthal.
Unter dem Motto „Lasst uns das gemeinsam tun!“ wurde in der Paul-Gerhardt-Kirche ein Fest der Gemeinschaft gefeiert – mit Musik, Segen und vielen Zeichen des Zusammenhalts. Bereits seit dem 1. Januar gehören die acht früher eigenständigen Gemeinden Altenau-Schulenberg, St. Andreasberg, Bad Grund, Buntenbock, Clausthal, Lautenthal, Wildemann und Zellerfeld zur neuen Gesamtkirchengemeinde. Damit lebt auch ein Stück kirchlicher Geschichte wieder auf: Das Gebiet entspricht nahezu vollständig dem früheren Kirchenkreis Clausthal-Zellerfeld und im politischen Bereich dem Landkreis Zellerfeld.
Der Gottesdienst bot Raum für gegenseitige Würdigung: Jede Gemeinde stellte einen besonderen Schatz des eigenen kirchlichen Lebens vor – von der Bücherei in Lautenthal über den Förderverein in Altenau-Schulenberg bis zur bunten Veranstaltungslandschaft in St. Andreasberg. In Clausthal prägt die große blaue Kirche das Stadtbild, Zellerfeld bietet Platz für kreative Formate wie „18mal6“, in Bad Grund feiert man „Futtern wie bei Luthern“, Buntenbock wurde als „richtige“ Gemeinde willkommen geheißen, und in Wildemann kocht man gemeinschaftlich. Überall sei Zusammenhalt spürbar, hieß es aus den Reihen der Beteiligten.
Jan von Lingen betonte: „Glaube, Hoffnung, Liebe – wenn die in uns brennen, dann entzünden wir ein Leuchtfeuer. Unsere Aufgabe ist es, dieses Feuer zu hüten. Dieses neue Gemeinschaftsfeuer der Christenheit im Oberharz leuchtet über die Berge hinaus.“ Zugleich erinnerte er daran, dass ein solcher Zusammenschluss auch Arbeit bedeute – strukturell wie zwischenmenschlich.
Der Höhepunkt des Gottesdienstes war ein symbolischer Akt: Vertreter der acht Ortskirchenvorstände betraten von verschiedenen Seiten den Altarraum und reichten sich die Hände. Dann trat die Gemeinde hinzu. Hand in Hand bildeten alle einen großen Kreis – ein sichtbares Zeichen der Verbundenheit. Gemeinsam sangen sie eine Harzer Version des Steigerliedes: