Bei den Bursfelder Gesprächen über Wissenschaft und Religion haben Historikerinnen und Historiker über Deutung, Motive und Folgen des Aufstands von 1525 diskutiert. In der Klosterkirche Bursfelde kamen in der vergangenen Woche die Oxforder Regius Professorin Lyndal Roper, der Dresdner Kriminalitätshistoriker Gerd Schwerhoff und der Göttinger Kirchenhistoriker und Bursfelder Abt Thomas Kaufmann zusammen. Gemeinsam gingen sie der Frage nach, wie sich Ursachen, Wahrnehmung und Nachwirkungen der Bauernkriege beschreiben lassen. „Die Bauern haben etwas gemacht, was ihnen in der damaligen Zeit nicht zustand“, erklärte Kaufmann. Im Mittelpunkt der Diskussion stand, wie ein Ereignis, das vor fast genau 500 Jahren rund 100.000 Menschen das Leben kostete, heute historisch, theologisch und gesellschaftlich eingeordnet werden kann. Moderiert wurde die Veranstaltung von dem Göttinger Frühneuzeit-Historiker Marian Füssel.
Ursachen und Dynamik: Warum der Aufstand von 1525 eskalierte
Kaufmann warnte vor einer Heroisierung des Aufstands, wie sie vor allem im 19. Jahrhundert in Teilen wirksam geworden sei: „Sämtliche Helden des Bauernkriegs waren keine Bauern.“ Gleichzeitig sei das Geschehen von 1525 nicht isoliert zu betrachten. Frühere lokale Aufstände habe es bereits im 11. und 12. Jahrhundert gegeben. Die besondere Dynamik des Bauernkriegs sei aber nur vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Umbrüche der Reformationszeit und der Wirkungskraft der Publizistik zu verstehen – nicht zuletzt durch den Buchdruck.