Hildesheim: 40 Jahre UNESCO-Welterbe mit ökumenischem Gottesdienst

Nachricht Hildesheim, 03. Juni 2025

Mit einem ökumenischen Stationengottesdienst haben evangelische und katholische Christinnen und Christen am Sonntag das 40-jährige Bestehen des UNESCO-Welterbestatus’ von Mariendom und St. Michaeliskirche in Hildesheim gefeiert. Der Gottesdienst begann im Dom und führte in einer feierlichen Prozession entlang des Welterbebandes zur Michaeliskirche. Dabei wurde das gemeinsame geistliche Erbe beider Kirchen als lebendiges Zeugnis der Ökumene gewürdigt.

Historischer Gottesdienstauftakt im Hildesheimer Dom

Bereits zur Eröffnung im Mariendom betonte der emeritierte Hildesheimer Weihbischof und Domdechant Heinz-Günter Bongartz die Bedeutung des gemeinsamen Feierns an einem historischen Ort. In ihrer Begrüßung hob die evangelische Regionalbischöfin für den Sprengel Hildesheim-Göttingen, Dr. Adelheid Ruck-Schröder, die Einmaligkeit des Anlasses hervor: „Zum ersten Mal in der Geschichte feiern wir den Gottesdienst am Welterbetag am Sonntagmorgen ökumenisch hier im Dom. Das hat es so noch nicht gegeben. Ein Meilenstein für die Ökumene in Hildesheim.“

Dom und Michaeliskirche als lebendiges Weltkulturerbe

Sie dankte den Beteiligten, insbesondere den Musikerinnen und Musikern, für ihr Engagement. Die Verbindung der beiden Gotteshäuser werde durch den Stationengottesdienst sichtbar, sagte sie: „So wird sichtbar: Beide Teile des Weltkulturerbes, der katholische Mariendom und die evangelische St. Michaeliskirche, gehören zusammen. Sie sind ein lebendiges Weltkulturerbe. Kein Museum.“

Der feierliche Gang führte durch die nur zu besonderen Anlässen geöffnete Bernwardstür des Doms – eine über 1.000 Jahre alte Bronzetür mit biblischen Darstellungen, die selbst Teil des UNESCO-Titels ist. Der Weg wurde begleitet von Orgelklängen und Bläsermusik und verband symbolisch die beiden Kirchen und Konfessionen miteinander.

Predigt über Hoffnung, Vertrauen und Einheit in der Michaeliskirche

In der Michaeliskirche predigte der katholische Bischof von Hildesheim, Dr. Heiner Wilmer SCJ. Er rief dazu auf, Hoffnung und Vertrauen in den Mittelpunkt des Glaubens zu stellen: „Was unsere Welt heute braucht, sind Menschen, die nicht vom Hass leben, sondern vom Vertrauen, nicht von der Angst, sondern von der Hoffnung, nicht vom Trennenden, sondern vom Verbindenden. Menschen, in deren Herz Gott geschrieben steht.“

Der Stationengottesdienst fand seinen Abschluss mit einem ökumenischen Segen in der evangelischen Michaeliskirche. Viele Teilnehmende verweilten anschließend im Kirchraum – bewegt von der Musik, später dann in Stille, im Gebet oder im Gespräch. Der Weg zwischen Dom und Michaelis, begleitet von Musik, Gemeinschaft und geistlichem Nachdenken, setzte ein Zeichen für gelebte Ökumene in Hildesheim.

Die Liturgie gestalteten neben Bischof Wilmer, Regionalbischöfin Ruck-Schröder und Weihbischof em. Bongartz auch Pastor Dirk Woltmann von der evangelischen Michaelisgemeinde. Die musikalische Begleitung übernahmen der Projektbläserchor unter Leitung von Kirchenmusikdirektorin Angelika Rau-Čulo sowie Domkantor Michael Čulo an den Orgeln beider Kirchen.

Sprengel Hildesheim-Göttingen/ gmu

UNESCO-Weltkulturerbe in Hildesheim

UNESCO-Weltkulturerbe sind Stätten von außergewöhnlichem universellem Wert, die für die gesamte Menschheit erhalten werden sollen. Voraussetzung für die Anerkennung ist unter anderem kulturelle Bedeutung, Authentizität und ein wirksamer Schutz.

Im Jahr 1985 wurden der Hildesheimer Mariendom und die Michaeliskirche als erste deutsche Bauwerke aus vorromanischer Zeit in die Liste aufgenommen. Die Michaeliskirche (1010–1022) gilt als Meisterwerk ottonischer Architektur, besonders wegen ihres symmetrischen Grundrisses und der bemalten Holzdecke. Der Dom beeindruckt mit einzigartigen Kunstwerken wie der Bernwardstür und der Christussäule – herausragende Beispiele mittelalterlicher Bronze­kunst.

Beide Kirchen wurden nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg originalgetreu rekonstruiert und stehen exemplarisch für das christliche Weltbild des frühen Mittelalters.

Sprengel Hildesheim-Göttingen/ gmu