Alte Liebe in Groß Lobke

Nachricht Groß Lobke, 19. Juni 2025

Sommerfest der Lektor*innen und Prädikant*innen

Staub auf den Bankreihen. Risse im Putz. Eine Orgel, die vielleicht leise eiert. Und trotzdem: Wir lieben diese Kirchen. Weil sie Geschichten tragen. Weil sie uns vertraut sind – in ihrer Unvollkommenheit. Und weil sie Raum geben für Neues.

Beim Sommerempfang für Lektor*innen und Prädikant*innen des Sprengels in der St.-Andreas-Kirche in Groß Lobke Mitte Juni stand genau das im Mittelpunkt: die ehrliche Zuwendung zu dem, was alt ist – und zugleich offen ist für Veränderung.

In einer typischen Dorfkirche, in der sonntags längst  nicht mehr alle Bankreihen mehr besetzt sind, entstand für drei Stunden ein lebendiger Raum für Austausch, Inspiration, Innehalten und gemeinsames Weiterdenken.

Eingeladen hatten die Pastorinnen Dörte Keske und Anna Walpuski, die mit den ehrenamtlich Verkündigenden des Sprengels arbeiten.

„Baustelle Kirche“ – so formulierte es Dörte Kesken zu Beginn. Kein Abgesang, sondern eine Einladung: zum Umdenken, Mitreden, Mitgestalten. Nicht alles ist heil. Aber vieles ist tragfähig – wenn wir es gemeinsam weitertragen.

Anna Walpuski sprach von Rissen, Falten, Staub. Von der Schönheit im Unperfekten. Sie brachte Goldblätter mit – feines Material, mit dem sich die Bruchstellen sichtbar machen ließen. Nicht als Defizit, sondern als Würdigung. Wer mochte, konnte Abdrücke nehmen – eine Art Andenken an das, was bleibt, wenn wir genau hinsehen.

Musikalisch begleitete der Jazz-Kantor Mario Ehrenberg-Kempf den Abend: mit Tönen, die zwischen Alt und Neu, Tradition und Improvisation oszillierten. Musik, die nicht auf Hochglanz setzte, sondern auf Atmosphäre und Beteiligung. Mitsingen war ausdrücklich erwünscht.

In der Kirche wurde geschrieben, gesungen, nachgedacht. Und zwischendurch immer wieder gesprochen, gewandert, zugehört, geteilt.

Ein Abend, der gezeigt hat: Kirche lebt – nicht trotz der Brüche, sondern mit ihnen. Und vielleicht ist genau das unsere stärkste Botschaft: dass Glaube nicht perfekt sein muss, um echt zu sein. Sondern ehrlich, offen, mit Rissen – und mit Gold darin.

Sprengel Hildesheim-Göttingen/ gmu