Intensives Ringen, lange Pausen, suchende Blicke zur Kirchendecke – die Diskussionsrunde am 1. April in der gut gefüllten Marktkirche machte deutlich: Die Frage, wie mit den antijüdischen Elementen in Johann Sebastian Bachs Johannespassion umzugehen ist, lässt sich nicht leicht beantworten. Unter dem Titel „Wenn das Kreuz zum Symbol für Täter wird, verdreht das den Sinn von Kirche“ hatten sich Vertreter*innen aus Kirche, Judentum, Wissenschaft, Kultur und Musik versammelt, um gemeinsam zu suchen – nach neuen Formen, nach Wahrhaftigkeit, nach Verantwortung.
Initiiert wurde die Reihe vom Hamelner Superintendenten Dr. Stephan Vasel. Die Diskussion war Teil eines inhaltlichen Dreiklangs: Aufklärung, Diskurs und künstlerische Durchbrechung. Auf seinen Vortrag zur biblischen und musikalischen Verankerung des Antijudaismus im Johannesevangelium folgte nun die Debatte – die Aufführung selbst bildet den dritten Schritt: mit kritischen Zwischenrufen als Kommentar zum Werk.
Im Mittelpunkt steht dabei eine unbequeme Erkenntnis: Die Johannespassion ist nicht nur ein musikalisches Meisterwerk, sondern auch ein Werk mit problematischer Wirkungsgeschichte.