Nur noch „reduzierte Heizung“ für die meisten Kirchen

Nachricht Hildesheim, 23. Juni 2023

Letzte Kirchenkreis-Synode mit dem „ersten queeren Superintendenten der Landeskirche Mirko Peisert“ plant für den Winter

Fast auf den Tag genau war es vor sieben Jahren, erinnerte sich Mirko Peisert: Am 14. Juni 2016 habe ihn die Kirchenkreis-Synode zum „damals ersten queeren Superintendenten der Landeskirche“ gewählt. Am Donnerstagabend tagte das Parlament des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt erneut, diesmal galt es Abschied zu nehmen. In Kürze verlässt Peisert Hildesheim, um Leiter des Hauses kirchlicher Dienste in Hannover zu werden.

Doch bevor er seine Schlussbilanz zog, kam Peisert zu einem heißen Thema der Gegenwart und Zukunft: dem Heizen von Kirchen. Es braucht große Mengen von Energie (und Geld), um die großen Räume im Winter für Gottesdienste auf Temperatur zu bringen. Eine zu Beginn des Jahres gegründete Arbeitsgruppe der Synode hat sich daher die Frage gestellt: „Wie können wir unsere Kirchen im Kirchenkreis klimaneutral und nachhaltig heizen?“

Auf dem Weg dorthin müsse man „radikal neu denken“, so Peisert. Zunächst habe die Arbeitsgruppe alle Kirchen nach bestimmten Kriterien untersucht: Wie oft wird eine Kirche genutzt, ist sie barrierefrei, gut erreichbar auch mit dem öffentlichen Nahverkehr, und – Stichwort Winterkirche: Haben die Gemeinden die Möglichkeit, ihre Gottesdienste in andere, leichter heizbare Räume zu verlegen?

 

Auf diese Weise ist eine Prioritätenliste entstanden. Pro Region, so empfiehlt es die AG, soll möglichst eine Kirche in vollem Umfang beheizt und dafür vom Kirchenkreis finanziell unterstützt werden. Für alle anderen Kirchen soll es nur noch eine „reduzierte Heizung“ geben. Für einige Kirchen heißt das: Sitzkissenheizung oder ähnliche Lösungen. Andere müssen zumindest sechs Grad „warm“ sein, um Feuchtigkeit und Schimmel vorzubeugen.

 

In der Region West zwischen Marienrode und Ahrbergen soll dem Konzept zufolge nur noch die Christuskirche mit einer kompletten Heizungsanlage ausgestattet werden. In der Region Ost mit der Marienburger Höhe und Itzum sei es überwiegend leicht, die Gemeindezentren warm zu bekommen; Paul-Gerhardt könnte den Gemeindesaal für die Winterkirche nutzen. In Hildesheim-Mitte hat St. Michaelis aus Denkmalschutzgründen eine Sonderrolle. St. Andreas wird eine Anbindung ans Fernwärmenetz empfohlen, Martin-Luther und St. Lamberti können im Winter andere Räume für ihre Gottesdienste nutzen.

Im Bereich Sarstedt-Land wird empfohlen, die Harsumer Kirche für Gottesdienste zu heizen sowie entweder die Kirche in Ingeln-Oesselse oder in Lühnde. Ansonsten gebe unter anderem in Algermissen gute Möglichkeiten, in andere warme Räume auszuweichen. In Sarstedt-Stadt ist noch unklar, ob St. Nicolai oder St. Paulus eine leistungsstarke Heizungsanlage bekommen soll. Darüber hinaus stehe das Paul-Gerhardt-Gemeindezentrum für die Winterkirche zur Verfügung.

Das alles, so Peisert, seien Empfehlungen, die nur nach und nach umgesetzt werden könnten: „Wir werden es uns eh nicht leisten können, an allen Orten ganz schnell etwas zu verändern.“ Übrigens sei eine „reduzierte Heizung“ nicht unbedingt schlechter. Er habe schon bei 16 Grad in St. Andreas gefroren und sich dafür in einer unbeheizten Kirche mit einer Heizdecke ganz wohl gefühlt.

Etwas später, begleitet von Gewitterdonner, hieß es Abschied nehmen. „Du warst genau der richtige Superintendent zur richtigen Zeit“, sagte Jörn Suborg, Vorsitzender der Synode. Peiserts Stil sei klar und unprätentiös gewesen – „kein Selbstdarsteller“, so Suborg, „sondern ein Teamplayer“. Und: „Die Menschen liegen ihm am Herzen, mit ihren Stärken und Schwächen.“

Der so Gelobte zog ein positives Fazit seiner Amtszeit. Bei wichtigen Themen wie Finanzen oder Gebäudemanagement habe man Transparenz geschaffen und „klare Perspektiven für die Zukunft gewonnen.“ Er mache sich aber auch Sorgen. Ehrenamtliche Kräfte würden in der Kirche immer, doch oft seien sie stark belastet.

Und dann sei da noch die generelle Entwicklung, so Peisert: „Wir werden weniger.“ Aktuell hat der Kirchenkreis 54.000 Mitglieder, Tendenz weiter fallend. Nicht nur bei Christen sei ein Rückgang an Religiosität zu beobachten. „Wir müssen uns inhaltlich darauf noch anders einstellen“, sagte der 50-Jährige. Es werde darauf ankommen, „das zu tun, wovon wir überzeugt sind und was wir glauben.“ Nur dann könne man auch andere überzeugen.

Ralf Neite/KK Hildesheim-Sarstedt