Was für ein Jahr 2021!

Nachricht Hildesheim, 24. Dezember 2021

Gedanken zu Weihnachten und zum Jahreswechsel von Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder

Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder

 

Sturm aufs Capitol in Washington, Flutkatastrophe im Ahrtal, flächendeckende Impfmöglichkeiten, Ende der Merkel-Ära, vierte Welle.

Das sind nur wenige Stichworte. Sie stehen für die weltweiten Turbulenzen dieses vergangenen Jahres.

In dieser politischen und gesellschaftlichen Großwetterlage versuche ich, kurz vor Weihnachten innezuhalten und persönlich zu fragen, was mir im vergangenen Jahr Mut gemacht hat und wofür ich dankbar bin:

  • Ich bin dankbar für meine zweite Impfung am 9. Juli 2021.
  • Dafür, dass meine Tante nicht alleine sterben musste und wir eine schöne und tröstliche Beerdigung erleben konnten.
  • Dafür, dass ich in Hildesheim als Regionalbischöfin die Nachfolge von Eckard Gorka antreten durfte.
  • Dafür, dass mein Bruder als Intensivpfleger arbeitet und noch durchhält. 
  • Dafür, dass ich in St. Andreas in Hildesheim mit einer großen Gemeinde den Reformationstag feiern konnte.
  • Dafür, dass es in Hildesheim eine gute Ökumene gibt.
  • Dafür, dass wir in unserem Land 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland feiern konnten.
  • Dafür, dass ich seit Sommer morgens wieder Schülerinnen und Schüler des Andreanum zur Schule gehen sehe. Alltägliche Selbstverständlichkeiten, die verloren waren, fallen mir neu ins Auge. 
  • Dafür, dass ich 25 Jahre glücklich verheiratet bin (auch wenn unsere geplante Reise zum Hochzeitstag Corona zum Opfer gefallen ist).
  • Dafür, dass in der Kirche jede Menge neue Ideen ausprobiert wurden, von Videoandachten bis zum Segens-QR-Code.
  • Dafür, dass es die Diakonie gibt, zum Beispiel in Himmelsthür.
  • Dafür, dass Leute Wege gefunden haben, sich beizustehen: Von Posaunenchören vor Altenheimen bis zu Abreißzetteln an Straßenlaternen mit Angeboten für Nachbarschaftshilfe…

Was mir Sorgen macht:

  • Dass Frust uns erfasst, weil wir es satt sind, ins neue Jahr mit Corona zu starten.
  • Dass ein Riss durch Familien und Freundschaften geht und immer noch viele Menschen die riesige Chance, die das Impfen in der Pandemie bietet, nicht erkennen (was ich nicht verstehe).
  • Dass das Vertrauen in Politik und gesellschaftliche Institutionen gesunken ist.
  • Dass Jugendliche und junge Erwachsene in den letzten zwei Jahren nur unter erschwerten Bedingungen Kontakte knüpfen, Freundschafen finden oder unbeschwert feiern konnten.
  • Dass wir die Klimakrise nicht in den Griff kriegen.
  • Dass häusliche Gewalt zunimmt.

Was mir wichtig ist:

  • Dass Familien eine Heimat in der Kirche finden.
  • Dass Menschen nicht alleine sterben müssen und wir in Gemeinschaft Abschied von unseren Verstorbenen nehmen können.
  • Dass Kinder getauft werden, weil es gut ist, wenn sie mit dem Segen Gottes ins Leben finden.
  • Dass wir uns auch nach der Pandemie noch in die Augen sehen können, weil jeder von uns ein wichtiges Glied der Gesellschaft und der Kirche ist.
  • Dass der Gesprächsfaden unter uns nicht abreißt, auch wenn’s schwerfällt, sich mit sogenannten „Querdenkern“ auseinander zu setzen.
  • Dass Weihnachten ein Fest der Liebe wird. Weil mit Jesus von Nazareth eine gute Nachricht in die Welt gekommen ist: „Fürchte Dich nicht. Ich verkündige Dir eine große Freude. Denn Euch ist heute der Heiland geboren.

Ihnen allen wünsche ich frohe Weihnachten und ein gesegnetes neues Jahr 2022!

Ihre

Regionalbischöfin Adelheid Ruck-Schröder

Die Michaeliskirche im Winter.

Sprengel Hildesheim-Göttingen/ gmu