Die Regionalbischöfin des Sprengels Hildesheim-Göttingen, Dr. Adelheid Ruck-Schröder, ordiniert am Sonnabend, 2. Oktober, Claudio Boning in der Holzmindener St.-Thomas-Kirche zum Pastor im Probedienst.
„Claudio Boning bringt wichtige Erfahrungen aus seiner Heimat Brasilien, aber auch von den Internationalen Jugendtreffen im südfranzösischen Taizé mit. Ich freue mich sehr darüber, dass er sich dazu entschieden hat, in der hannoverschen Landeskirche als Pastor zu wirken,“ sagt Regionalbischöfin Dr. Ruck-Schröder. Für den gebürtigen Brasilianer ist die Stelle in der Thomasgemeinde seine erste Pfarrstelle.
Gleich eine ganze Reihe von Fügungen haben Claudio Boning aus Südamerika nach Holzminden geführt. Die erste: Boning war als Jugendlicher mit zuständig für Konfirmandenarbeit seiner Gemeinde. Plötzlich sei der Pastor krank geworden und Boning wurde vom Kirchenvorstand gebeten, spontan bei einem Gottesdienst einzuspringen. Beim Segen habe sich eine Frau erhoben mit der Bitte an die Gemeinde Claudio Boning zum Theologiestudium zu schicken. Zunächst sei er nicht sicher gewesen, entschied sich dann aber dafür: „Wenn Gott will, dass ich diesen Weg gehe, wird sich das ergeben.“
Die Gemeinde sammelte und ermöglichte ihm so ab 2005 ein Theologie-Studium in Südbrasilien. „Hochdeutsch habe ich erst an der Uni gelernt,“ sagt Boning. In der Gegend, in der er aufwuchs, sprachen viele das pommersche Platt, einen niederdeutschen Dialekt. Auch seine Familie stammt von deutschen Aussiedlern des späten 19. Jahrhunderts aus Pommern ab.
Die zweite Fügung: 2008 verbrachte Claudio Boning ein Auslandsjahr an der Uni Göttingen und besuchte dann – das schon die dritte Fügung – für einen Monat die ökumenische Gemeinschaft Taizé in Frankreich. Eine ganz und gar prägende Erfahrung für Boning: „Ich war total geflasht und fasziniert davon, wie wenig man braucht, um in Gottes Gegenwart zu sein.“ Nach einiger Zeit in Göttingen, verbrachte er schließlich ein ganzes Jahr in der Klostergemeinschaft: „Taizé ist eine Chiffre für Kontemplation,“ sagt Boning, der seine Masterarbeit über die „Mystik bei Luther“ geschrieben hat. Der 33-Jährige wägt jedes Wort ab, spricht ruhig. Den spirituellen Wert und die Stille im Gottesdienst habe er aus Taizé mitgenommen.
Seine Predigten hingegen versuche er möglichst frei zu halten, so Boning. Praktische Erfahrungen habe er nicht nur während seines Vikariats in der Dreifaltigkeitsgemeinde Hannover gesammelt, sondern zuvor auch in seinem Studium in Brasilien. „Das ist dort sehr praxisbezogen mit der Teilnahme an unterschiedlichen sozialen Projekten und einem mehrmonatigen Praktikum in einer Gemeinde.“ Während des Studiums gestaltete er Frauen- und Sozialprojekte in Favelas, Elendsvierteln brasilianischer Städte, mit. Sein Praktikum absolvierte er im Norden des Landes: Die beiden Gemeinden liegen 500 Kilometer auseinander, betont Boning. Kirche werde dort daher wesentlich von Ehrenamtlichen unter dem Eindruck der Befreiungstheologie gestaltet.
Die vierte Fügung nun an der Weser: „Die Offenheit, Schlichtheit und Helligkeit der Thomas-Kirche in Holzminden hat mir sofort gefallen“, sagt der junge Theologe: „Ein Haus, wo man zum Herzen kommt.“ Er sei beeindruckt von der starken Konfirmandenarbeit vor Ort, von den vielen Ehrenamtlichen und vielen Ideen. Einfachheit, Barmherzigkeit und Freude seien bei all seinem Handeln seine Leitwörter. Neben seiner Arbeit in der Thomasgemeinde wird Boning zugleich Aufgaben im Kirchenkreis übernehmen.
Sprengel Hildesheim-Göttingen/gmu