Der Aufgabenbereich eines Regionalbischofs ist konkret und offen zugleich. Wie würden Sie Ihre Zeit im Amt umschreiben?
Wir sind so eine große Kirche, dass der Landesbischof die Aufgaben nicht alle alleine wahrnehmen kann. Dafür gibt es dann sechs Regionalbischöfe – oder früher halt Landessuperintendenten. Das Amt wurde 1936 eingerichtet, damit Pastoren – damals ja nur Männer – in der Seelsorge einen Ansprechpartner hatten und eben nicht nur mit dem Bischof, der mit den politischen Größen Kontakt in persönlichen Fragen aufnehmen musste. So konnten Pastoren auch politisch bedrängende Probleme ansprechen.
Und auf der anderen Seite ist es ein großer Vorteil für Regionalbischöfe, dass sie nicht das Landeskirchenamt sind und so leichter Ansprechpartner oder Ansprechpartnerinnen für Pastoren und Pastorinnen und kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das bietet eine andere Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen, ohne gleich einen ganzen Apparat bedienen zu müssen.
Also wirken Sie eher innerkirchlich oder eher netzwerkend nach außen?
Ein früherer Landessuperintendent sagte mal: „Der Landessuperintendent kommt, wenn es feierlich oder fürchterlich ist.“ Wir begleiten Gemeinden an guten Tagen und in Konflikten, sind als Visitatoren in den Kirchenkreisen unterwegs und nehmen so Aufsichtsfunktionen wahr. Aber natürlich gibt es auch Feste, Ordinationen und Einweihungen. Und dazu gehört eben auch, dass wir Kirche in der Öffentlichkeit vertreten und ansprechbar sind.
Welches waren die prägendsten Momente und Entwicklungen?
Nach dem Gräuel des Holocaust und den Verstrickungen der Kirchen in der Nazizeit, gehörte es zu den Sternstunden in der Synode, die Aussöhnung von Christen und Juden erleben zu dürfen.
Und andererseits die Frage der Kirchenentwicklung in Zeiten absinkender Mitgliedszahlen, also einer lockeren Bindung zur Kirche. Ich habe in meiner ganzen Dienstzeit – die begann 1981 als Vikar, 1984 als Pastor – keine Kirche im Stillstand erlebt. Zu den wirklich herausragenden Dingen gehörte sicherlich das 500-jährige Reformationsjubiläum, das 1000-jährige Jubiläum von Sankt Michael, meiner Predigtstätte in Hildesheim.