Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder war vor Kurzem als Podiumsteilnehmerin zu Gast an ihrer alten Schule: Mit einem besonderen Begegnungsfest und Zeitzeuginnen haben die Evangelischen Seminare Blaubeuren und Maulbronn in Baden-Württemberg ein Jubiläum der besonderen Art gefeiert. Seit 50 Jahren können auch Mädchen die renommierte Ausbildungsstätte besuchen.
Zwei historische Gründe führten dazu, dass ab den 1970er Jahren auch Mädchen an den Evangelischen Seminaren unterrichtet werden konnten. Zum einen wurde Ende der 60er Jahre die Frauenordination in Württemberg eingeführt, was die Aufnahme von Schülerinnen in die traditionell für Jungen reservierten Schulen logisch erscheinen ließ. Zum anderen wollte man die Seminare angesichts der sinkenden Nachfrage attraktiver gestalten. „Man habe dann beschlossen, dass es auch attraktiver für die Seminare sei, wenn man auch Schülerinnen aufnimmt“, erklärte Ephorus Jochen Schäffler.
Das Jubiläum bot die Gelegenheit, auf 50 Jahre erfolgreiche Gleichstellung und Bildungsgeschichte zurückzublicken.
Heute gibt es an den Seminaren in Maulbronn und Blaubeuren sogar mehr Mädchen als Jungen. Die Schulen bieten Platz für je 25 Schülerinnen und Schüler pro Jahrgang, sind staatliche Gymnasien und bieten ein Stipendium, um allen unabhängig vom Einkommen der Eltern den Besuch zu ermöglichen. Eine Aufnahme in die 9. Klasse erfolgt über das „Landexamen“, eine mehrtägige Aufnahmefreizeit. In den höheren Klassen ist ein Quereinstieg möglich.
Lebendige Berichte von Zeitzeuginnen
An die Anfangszeiten der Mädchen im Seminar erinnerten fünf ehemalige Absolventinnen. Beeindruckt waren sie damals von den vielen Diskussionen, den Schutzräumen und der „Laborsituation“ an der Schule. Die Lehrer hätten sie von Anfang an ernst genommen und Möglichkeiten der persönlichen Entfaltung geboten, die Seminare seien von Vertrauen und Freiheit geprägt gewesen.
Studienstiftung/Hahn/ gmu