Fachkräftemangel und Integration: Herausforderungen für Kirche und Handwerk

Nachricht Northeim, 10. Februar 2024

Regionalbischöfin spricht beim Gildentag in Northeim

Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder hat vor Kurzem beim traditionellen Gildentag der Kreishandwerkerschaft Northeim-Einbeck die Festrede gehalten. „Ohne Handwerk gäbe es keine Kirchen. Ohne Kirchen wären unserer Dörfer und Städte um Kulturschätze ärmer,“ betonte die evangelische Theologin die lange Verbundenheit von Kirche und Handwerk. Und nicht zuletzt sei Jesus von Nazareth, die „grundlegende Figur des Christentums ein Zimmermann auf Montage“ gewesen. Vor zahlreichen Handwerkerinnen und Handwerkern sprach sie in der Stadthalle Northeim um Thema: „Kirche und Handwerk zwischen Fachkräftemangel und Integrationsleistung. Ein gemeinsamer Auftrag“.

Seit vielen Jahrhunderten zeugten Kirchen von einer gemeinsamen sichtbaren Geschichte. Zur Veranschaulichung hatte die ehemalige Studiendirektorin des Predigerseminars im Kloster Loccum einen rund 250 Jahre alten Nagel mitgebracht. Diesen habe sie, nach Abschluss der langjährigen Sanierungsarbeiten des Klosters, von Handwerkern überreicht bekommen: „Ich habe erlebt, wie die Klosterbaustelle für Zimmerleute zu Ihrer Baustelle wurde.“

„Beruf ist nicht nur ein Job, eine Maloche zum Gelderwerb, Berufe habe mit Berufung zu tun.“

Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder

Zur Tradition des Handwerks gehöre auch die Bedeutung des einzelnen Menschen im Zusammenspiel der unterschiedlichsten Gewerke. „Beruf ist nicht nur ein Job, eine Maloche zum Gelderwerb, Berufe habe mit Berufung zu tun.“ Handwerk, so die evangelische Theologin, habe nicht nur eine wirtschaftliche, sondern zugleich auch eine soziale und kulturelle Prägekraft.

„Der Fachkräftemangel wird sich angesichts der demografischen Entwicklung verstärken“, sagte Dr. Ruck-Schröder. Die durch Kriege und Konflikte bedingt hohe Zahl Geflüchteter fordere von der Gesellschaft eine enorme Integrationsleistung. Dazu sei auch das Handwerk prädestiniert, denn Integration finde immer vor Ort statt, wo Menschen in Beziehung zueinander stünden. Bürokratie, mangelnde Sprachkenntnisse und Perspektiven stellten für Menschen mit Migrationsgeschichte aber ein Hindernis da. „Hier schlummert ein großes Potential, das wir nutzen müssen, um dem Fachkräftemangel nicht nur im Handwerk zu begegnen.“

Das „Integrationsprojekt Handwerkliche Ausbildung für Flüchtlinge und Asylbewerber“ (IHAFA) der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen sei hierbei erfolgreich. Viele Handwerksbetriebe bemühten sich alltäglich um die Integration Zugewanderter.  „Kirche und Handwerk versuchen, Orientierung zu geben, Sinn zu formulieren. Klare Erwartungen auszusprechen, immer aber mit Blick auf den Einzelnen.“ Sie danke allen Handwerkerinnen und Handwerkern, der Kreishandwerkerschaft und der Handwerkskammer für den großen Einsatz und das Engagement: „Gott segne das ehrbare Handwerk!“

 

Die Kreishandwerkerschaft Northeim-Einbeck richtet den Gildentag jährlich aus. Vorträge halten dabei stets Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Bereichen der Politik, Kunst und der Zivilgesellschaft. Landrätin Astrid Klinkert-Kittel und die Bürgermeisterin der Stadt Bad Gandersheim, Franziska Schwarz, hielten Grußworte. Kreishandwerksmeister Ulrich Schonlau und der Präsident der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen, Delfino Roman, informierten die Anwesenden über Neuigkeiten und ehrten Jubilar und Sieger*innen der Leistungswettbewerbe.

In der Kreishandwerkerschaft Northeim-Einbeck haben sich 13 Innungen aus den Gemeinden des Landkreises Northeim zusammengeschlossen. Handwerk  und handwerksähnliche Betriebe stellen hier mit fast 800 Mitgliedsbetrieben und Betrieben einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar.

Sprengel Hildesheim-Göttingen/gmu