Notfallseelsorger im Sprengel Hildesheim-Göttingen

Nachricht Hildesheim, 07. Oktober 2020

Notfallseelsorge ist „Hilfe für die Seele“

Wie wichtig Notfallseelsorge ist, wurde Regionalbischof Eckhard Gorka 1998 schlagartig klar, als sich das tragische ICE-Unglück in Eschede bei Celle ereignete. Gorka, damals Superintendent von Soltau, war nach dem Unglück vor Ort. Die Bilder und Gespräche haben sich bis heute ins Gedächtnis eingebrannt. Nun traf sich der Theologe mit Notfallseelsorger_innen der Kirchenkreise im Sprengel Hildesheim-Göttingen zum Austausch.

 

„Angesichts der Trümmer wurde mir damals klar, dass jeder Zug wie Pappmaché wirkt,“ sagte Gorka. Eltern und Kinder, Freunde, Ehepaare – wie viel Trauer plötzlich begleitet werden musste. Dennoch sei seit diesem Augenblick des Schreckens Notfallseelsorge auf breitere Füßen gestellt worden. Das Unglück wurde so zur Geburtsstunde der modernen Notfallseelsorge.

 

Dazu bedarf es keines Zugunglücks. Nicht alleine bei Unfällen, auch beim Tod und schweren Verletzungen von Kindern, Todesfällen zuhause, Selbstmorden, Bränden und Gewaltverbrechen helfen die speziell geschulten Seelsorger. „Was Sie in diesen Momenten als Seelsorger leisten, verdient eigentlich sehr viel mehr Anerkennung,“ sagte Gorka. 

 

In allen Kirchenkreise gibt es Dutzende Pastorinnen und Pastoren, Diakoninnen und Diakone, unterstützt durch Ehrenamtliche, die im Unglücksfall den Hinterbliebenen zur Seite stehen, sie stützen und in ihrer Trauer zuhören. „Notfallseelsorge ‚Hilfe für die Seele‘, wenn für Menschen meist plötzlich nichts mehr so ist wie zuvor,“ sagte Pastor Joachim Wittchen, Landeskirchlicher Beauftragter für Notfallseelsorge. 

 

Corona beeinträchtige allerdings auch die Notfallseelsorge, berichteten einige Teilnehmer, da viele Seelsorger selbst zur Risikogruppe zählten und so häufig Dienste nur kurzfristig besetzt werden könnten. 

 

„Notfallseelsorge ist PSNV, aber nur PSNV ist keine Notfallseelsorge.“ Die evangelischen Seelsorger_innen seien für spezielle Situationen mit rituellen und spirituellen Kompetenzen geschult, ungeachtet der religiösen Einstellung der Opfer und deren Angehörigen. Dennoch gebe es etwa in Herzberg (Kirchenkreis Harzer Land) islamische Notfallseelsorger mit besonderer kultureller Ausbildung.

Sprengel Hildesheim-Göttingen/gmu