Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder

F: Jens Schulze/ Sprengel Hildesheim-Göttingen

Die Mitglieder der westfälischen Landessynode wählten die bisherige Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder Ende März 2025 zur neuen Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen. Ruck-Schröder tritt das Amt am 15. Juni mit einem Festgottesdienst in der Dortmunder Reinoldikirche an.
Die promovierte Theologin folgt auf Präses Annette Kurschus und steht künftig an der Spitze einer der größten evangelischen Landeskirchen Deutschlands.

In der Landessynode erhielt Ruck-Schröder ein eindrucksvolles Vertrauensvotum: 136 von 141 abgegebenen Stimmen entfielen auf sie. „Ich gratuliere Adelheid Ruck-Schröder herzlich zu ihrer Wahl“, sagte Landesbischof Ralf Meister unmittelbar nach Bekanntwerden des Ergebnisses. „Sie übernimmt ihr neues Leitungsamt in einer Zeit, in der unsere Kirche und unsere Gesellschaft vor tiefgreifenden Herausforderungen stehen. Ich schätze sie als kluge und erfahrene Theologin, die empathisch und mit Weitblick Veränderungsprozesse moderiert und gestaltet.“

Eine Zeit des Aufbruchs

Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder begrüßte in Hildesheim Landesbischof Ralf Meister als Gast des dortigen Generalkonvents.

Adelheid Ruck-Schröder war die erste Frau im Amt der Regionalbischöfin im Sprengel Hildesheim-Göttingen. Sie wurde im Juli 2021 in einem Gottesdienst in der Hildesheimer Michaeliskirche eingeführt. Bereits in ihrer Antrittspredigt betonte sie ihren Wunsch, eine Kirche mitzugestalten, die auf Dialog, Teilhabe und theologische Klarheit setzt. Die Jahre in Südostniedersachsen waren geprägt von pandemiebedingten Einschränkungen, gleichzeitig aber auch von neuen Formaten des Miteinanders – digital, dezentral, offen.

In einem Rückblick sagt sie: „Ich blicke mit großer Dankbarkeit auf die Jahre im Sprengel zurück. Es war eine Zeit intensiver Begegnungen, tiefer geistlicher Erfahrungen und gemeinsamer Verantwortung.“

Präsenz vor Ort

Die evangelische Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder und der katholische Bischof Dr. Heiner Wilmer wollen mit ihrer Teilnahme ein Zeichen setzen. F: Müller

Ruck-Schröder war oft unterwegs. Visitationen, Kanzelvertretungen, Ordinationen, Gemeindefeste – in Stadt und Land war sie sichtbar und ansprechbar. Auch der ländliche Raum lag ihr am Herzen. Bei Begegnungen mit Haupt- und Ehrenamtlichen, im Austausch mit Diakon*innen, Pastor*innen, Kirchenmusiker*innen oder Verwaltungsleitungen förderte sie den kollegialen, multiprofessionellen Austausch im Sprengel.

Dabei blieb sie nicht bei Strukturfragen stehen, sondern stellte immer wieder die geistliche Tiefe kirchlichen Handelns ins Zentrum. „Ich habe es als große Bereicherung erlebt, mit den Menschen in den Gemeinden unterwegs zu sein – in Gottesdiensten, Gesprächen und ganz alltäglichen Begegnungen.“

Gesellschaftliches Engagement und klare Haltung

In gesellschaftspolitischen Debatten war sie eine profilierte Stimme. Ob in Veranstaltungen gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus oder in Beiträgen für Demokratie, Menschenwürde und den interreligiösen Dialog: Ruck-Schröder bezog klar Position. Besonders die jüdisch-christliche Verständigung lag ihr am Herzen.

In der Hildesheimer Michaeliskirche organisierte sie gemeinsam mit Rabbiner Gábor Lengyel ein öffentliches christlich-jüdisches Gespräch. Sie lud zudem den jüdischen Komponisten Dr. Jean Goldenbaum zu einem musikalisch-theologischen Abend über Psalmen, Glaube und Frieden ein – Ausdruck ihres Verständnisses von Kirche als hörende, lernende und dialogbereite Gemeinschaft.

Musik als Ausdruck geistlichen Lebens

Ein besonderes Anliegen war ihr die kirchenmusikalische Arbeit. Mit Impulsen zur Förderung der Popularmusik, mit Engagement für ein neues Ausbildungsnetzwerk Kirchenmusik im Sprengel und mit vielen persönlichen Kontakten zu Kantor*innen, Chören und Bläsergruppen unterstützte sie eine breite musikalische Landschaft.

Ein Höhepunkt war der Abschiedsgottesdienst in der Michaeliskirche, in dem die „Hildesheimer Schöpfungslieder“ von Domkantor Michael Čulo uraufgeführt wurden – ein musikalischer Gruß an die scheidende Regionalbischöfin und Ausdruck gelebter kirchlicher Vielfalt.

Kirche gemeinsam gestalten

Ein besonderes Anliegen war ihr die kirchenmusikalische Arbeit. Mit Impulsen zur Förderung der Popularmusik, mit Engagement für ein neues Ausbildungsnetzwerk Kirchenmusik im Sprengel und mit vielen persönlichen Kontakten zu Kantor*innen, Chören und Bläsergruppen unterstützte sie eine breite musikalische Landschaft.

Ein Höhepunkt war der Abschiedsgottesdienst in der Michaeliskirche, in dem die „Hildesheimer Schöpfungslieder“ von Domkantor Michael Čulo uraufgeführt wurden – ein musikalischer Gruß an die scheidende Regionalbischöfin und Ausdruck gelebter kirchlicher Vielfalt.

Kirche gemeinsam gestalten

Gottesdienst-Liebe: Pastorin Anna Walpuski (v.l.), die Sekretärin der Regionalbischöfin Karin Nordmann, Pastorin Dörte Keske, Prädikantin Claudia Schoubye, Regionalbischöfin Adelheid Dr. Ruck-Schröder, die landeskirchliche Beauftragte Pastorin Lektoren- und Prädikantenarbeit Dr. Vera Pabst und Ursula Erben.

Als Theologin und Führungspersönlichkeit war Ruck-Schröder nicht nur im Sprengel, sondern auch landeskirchenweit aktiv – unter anderem in Gremien, die sich mit Ausbildung, Leitung und Diakonie beschäftigen. Sie wirkte in Aufsichtsräten, etwa der Diakonie Himmelsthür und des Evangelischen Krankenhauses Göttingen-Weende. Immer war ihr wichtig: „Kirche lebt davon, dass viele gemeinsam Verantwortung übernehmen.“ Das spiegelte sich auch in ihrer Unterstützung für die Arbeit der Lektor*innen und Prädikant*innen wider – Ehrenamtliche, die in ihrer Amtszeit verstärkt in Gottesdienstleitung und Verkündigung begleitet wurden.

Abschied und Segen

Am 25. Mai 2025 wurde Adelheid Ruck-Schröder in einem feierlichen Gottesdienst in der Hildesheimer Michaeliskirche verabschiedet. In ihrer Predigt blickte sie zurück: „Vier Jahre kommen mir vor wie ein Wimpernschlag – doch manchmal kommt es gerade auf diesen Wimpernschlag an.“ Sie mahnte, die Kirche solle sich nicht mit dem Bestehenden zufriedengeben: „Unterliegt nicht der Versuchung, zufrieden zu sein, wie es ist.“

Landesbischof Ralf Meister würdigte sie als Frau des Aufbruchs: „Du bist zugewandt, hast Lust, Menschen zu begleiten – und viele kennen deine handgeschriebenen Karten und Briefe.“ Hildesheims Oberbürgermeister Ingo Meyer dankte ihr für die klare Stimme im öffentlichen Diskurs: „Dem Gefühl der Verunsicherung bist du mit Zuhören begegnet.“ Weihbischof Heinz-Günter Bongartz hob die ökumenische Verbundenheit hervor: „Sie waren mit Entschiedenheit und Glaubensstärke den Menschen zugewendet.“

Zum Abschied überreichte Superintendentin Ulrike Schimmelpfeng ein eigens gestaltetes Kunstwerk: ein „Sprengel-Engel“, dessen Körper sich aus den Kirchenkreisen zusammensetzt, durchzogen von 700 Sternen – je einer für jede Kirche und Kapelle im Sprengel.

Persönliches

Adelheid Ruck-Schröder wurde 1966 in Stuttgart geboren und studierte Evangelische Theologie in Tübingen und Berlin. 1997 wurde sie an der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert. Ihre beruflichen Stationen führten sie unter anderem nach Saarbrücken, Göttingen und Loccum. Von 2015 bis 2021 leitete sie das Predigerseminar der Landeskirche Hannovers im Kloster Loccum. Sie ist verheiratet mit dem Göttinger Theologieprofessor Bernd Schröder, das Paar hat zwei erwachsene Kinder.

Veröffentlichtungen

Friederike Erichsen-Wendt, Adelheid Ruck-Schröder Pfarrer:in sein Mit einer Einleitung von: Christiane de Vos ISBN: 978-3-525-63065-5

Pfarrer:in sein

Was ist eigentlich die Aufgabe von Pfarrer:innen? Wer „sind“ Pfarrer:innen? Im Kontext einer pluralen und diversen Gesellschaft versteht sich nicht von selbst, wie das Profil des Pfarrberufs aussieht. Der Beruf ist im Umbruch. Niemand kann sagen: „Genau so ist es, Pfarrer:in zu sein.“

Das Buch informiert kurz und übersichtlich über pastoraltheologische Diskurse und liefert provokante Fokussierungen und Impulse zur Diskussion über zukunftsweisende Aufgaben. Was wird morgen wichtig sein? Was entspricht mir als Pfarrer:in? Was erwartet die Kirche? Die Autorinnen beschreiben die Situation des Pfarrberufs im Kontext von Kirche, Gesellschaft und Berufsperson. Sie liefern ein Update aktuell wirksamer Ansätze der Pastoraltheologie im 21. Jahrhundert und entwickeln Essentials für die Gestaltung des Pfarrberufs heute. Der Band regt zur Diskussion über das Selbstverständnis von Pfarrer:innen an.

ISBN: 978-3-525-63065-5

Vandenhoeck & Ruprecht, 1. Auflage 2022

Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder hat "Pfarrer:in sein" gemeinsam mit Dr. Friederike Erichsen-Wendt geschrieben.

Dr. Friederike Erichsen-Wendt, Pfarrerin, ist Studienleiterin am Evangelischen Studienseminar Hofgeismar. Sie ist Coach, Gottesdienstberaterin, Predigtcoach sowie Trainerin für Liturgische Präsenz und für Design Thinking. Darüber hinaus ist sie als Dozentin im Atelier Sprache e.V. tätig und im Vorstand der Internationalen Konferenz für die Ausbildungsinstitute zum Pfarrberuf.

Pfarrer:in sein
Pfarrbildung Bilanz und Perspektiven aus Anlass des 200jährigen Bestehens des Predigerseminars Loccum Herausgegeben von Helmut Aßmann und Adelheid Ruck-Schröder ISBN 978-3-16-160992-3

Pfarrbildung

Bilanz und Perspektiven aus Anlass des 200jährigen Bestehens des Predigerseminars Loccum Herausgegeben von Helmut Aßmann und Adelheid Ruck-Schröder

Was müssen Pfarrer und Pfarrerinnen können? Angesichts rasanter Transformationsprozesse in Gesellschaft und Kirche verändert sich auch der Anspruch an die Ausbildung zum Pfarrberuf. Dieser Band legt erstmals eine Übersicht über die verschiedenen Ausbildungskonzepte der Predigerseminare in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie einiger ausgewählter europäischer Länder vor. Die Beiträge stammen überwiegend aus der Feder der Leiter und Leiterinnen dieser Ausbildungsinstitute. Sie stellen jeweils die Geschichte und den gegenwärtigen Zuschnitt der Pfarrbildung dar, geben Einblick in die zugrunde liegenden konzeptionellen Überlegungen und formulieren gegenwärtige und zukünftige Herausforderungen des zweiten Ausbildungsabschnitts auf dem Weg zum Pfarrberuf. Auf diese Weise formulieren sie eine »praktische Theologie« eigener Art. Historische und praktisch-theologische Beiträge zur Pfarrbildung runden diese Kartografie der Ausbildungslandschaft der Predigerseminare ab.

Helmut Aßmann Geboren 1958; 1977–81 Studium der Physik und Meteorologie; 1984–89 Studium der Ev. Theologie; ab 1996 Militärpfarrer in Munster und Bonn; 2005–15 Superintendent in Hildesheim; seit 2016 Referent für Theologische Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers.

ISB: ISBN 978-3-16-160992-3

Mohr-Siebeck, 2021

Mit einem Geleitwort von Landesbischof Ralf Meister.

Pfarrbildung