Generalkonvent in Hildesheimer Michaeliskirche

Nachricht Hildesheim, 07. Oktober 2023

Rund 230 Pastorinnen und Pastoren aus dem Sprengel Hildesheim-Göttingen haben sich Anfang Oktober zum Generalkonvent, einer Vollversammlung aller Pastor*innen des Sprengels, in der Michaeliskirche in Hildesheim getroffen. Seit einigen Jahren sind zu diesen Treffen auch Diakon*innen, Kirchenmusiker*innen und die Ephoralsekretärinnen als Gäste eingeladen. Unter dem Motto „Kommunikationsraum Kirche“ hatte Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder die Trendforscherin Birgit Gebhardt eingeladen. Die Predigt hielt Landesbischof Ralf Meister.

Kirchen sind Asylorte für Leib und Seele, für Leben und Tod. Alle Kirchen sind energetische Räume, ihre Emergenzen fügen zusammen und schöpfen neues. Es sind Gottes-Orte.

Landesbischof Ralf Meister

Der Landesbischof baute die Begriffe des Impulses von Birgit Gebhardt schon vorab in seine Predigt ein: Die Kirche als Feuerstelle, als Lagerfeuer, an dem sich unterschiedlichste Menschen austauschen, miteinander feiern oder Geschichten erzählen. Aber eben auch als Wasserstelle, als der Ort, wo seit archaischen Zeiten Wasser aus dem Brunnen geholt wurde, ein Austausch am Brunnen oder der Quelle.

Denn Kirchen seien Quellorte, so Meister. Darüber hinaus aber auch „Asylorte für Leib und Seele, für Leben und Tod. Alle Kirchen sind energetische Räume, ihre Emergenzen fügen zusammen und schöpfen neues. Es sind Gottes-Orte.“ Und dies mehr als nur ihre architektonische Qualität, ihrer Ästhetik der Ausstattung oder ihrer Geschichte.

Die ältesten Kirchen, sagte der Landesbischof, standen oft auf alten Kultstätten entlang alter Wildtierpfade, häufig an oder über unterirdischen Wasserläufen.

Und heute seien Kirchen „ein ruhender Gegenpol im digitalen Zeitalter“ in einer zunehmend ortslosen Gesellschaft.

„Ich glaube, dass die Gamingwelt Ihr größter Konkurrent ist“, sagte Trendforscherin Birgit Gebhardt. Orte wie die Michaeliskirche hätten eine Kraft und Menschen bräuchten ein Zuhause, seine ein erzählendes Kulturzeugnis und zugleich ein virtueller Raum.

Räume seien aber auch Sehnsuchtsorte, die berühren könnten und Zentren von Gemeinschaft darstellten. Selbst als Atheistin suche sie immer wieder Kirchen auf. „Raum ist etwas, das einen substanziellen Rahmen geben kann.“ Dabei sollten die Kirchen sich nicht mit dem Industriezeitalter vergleichen, sondern mit Blick auf Individuen und Kompetenzen mit der griechischen Antike und der Schule von Alexandria.

Zum Vortrag von Birgit Gebhardt lesen Sie weiter unten.

Nach dem Vortag nutzten die Teilnehmer*innen des Generalkonvents den Kirchenraum "als Feuerstelle", um sich in Kleingruppen über das Gehörte, aber auch über eigene Erfahrungen auszutauschen. Andere wiederum dachten darüber in der "Höhle", der Krypta der Michaeliskirche, nach.

Neuigkeiten aus der Landeskirche berichtete Oberlandeskirchenrätin Dr. Nicola Wendebourg und Oberkirchenrat Andreas Zachmann, für den Pastor*innenausschuss sprach Pastor.

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von Kirchenmusikdirektorin Angelika Rau-Culo und den beiden Popularmusiker*innen Hannah Jursch und Mario Ehrenberg-Kempf.

Sprengel Hildesheim-Göttingen/ gmu

Beispiele für Umgestaltungen

Fünf Beispiele für Umgestaltungen aus Kirchengemeinden des Sprengels wurden vorgestellt. Hier finden Sie Eindrücke und Kontaktdaten:

Beispiele

Trendforscherin: Kirchen verfügen über machtvolle Räume

Die Hamburger Trendexpertin Birgit Gebhardt hat Kirchenvertreter ermutigt, kirchliche Räume innovativer, hierarchiefreier und einladender zu gestalten. Es gehe gerade im digitalen Zeitalter darum, eine offene, wohnliche Atmosphäre zu schaffen, in der sich Menschen wohlfühlen, sagte die gelernte Innenarchitektin am Mittwoch bei einer Pastoren-Vollversammlung in der evangelischen Michaeliskirche in Hildesheim. Gebhard erforscht die Zukunft der Arbeitswelt und die Bedeutung von Räumen im digitalen Zeitalter. Sie sprach auf dem Generalkonvent des evangelischen Sprengels Hildesheim-Göttingen.

Gebhard sagte, Klöster könnten als Vorbilder für die vernetzte Arbeitswelt dienen, da sie bewusst gestaltete Räume für arbeitende Menschen bieten, etwa für das konzentrierte Lernen, für Austausch und Begegnung. „Von Klöstern können wir lernen, wie viel Kraft und Wertschätzung Orte für Menschen ausstrahlen können - auch in Bezug auf ihre Arbeit“, sagte Gebhardt in ihrem Vortrag über den „Kommunikationsraum Kirche“.

Wichtig sei es, dass Kirche Menschen nicht einschüchtere. Die moderne Lebens-, Lern- und Arbeitswelt sei geprägt von flachen Hierarchien, von einem Austausch auf Augenhöhe, davon, dass Menschen sich gemeinsam Wissen erarbeiten. Fortschrittliche Schulen und Unternehmen hätten längst Abschied genommen von dem Top-Down-Prinzip, nach dem Lehrer und Vorgesetzte Wissen und Entscheidungen über hierarchische Struktur weitergeben.

Ob Bildungseinrichtungen, Firmen oder Kirche, es gehe darum, Räume für individuelle Arbeitssituationen zur Verfügung zu stellen, Räume, in denen sich Menschen erfahren und ausprobieren können, sagte die Trendanalystin. Sie könne sich vorstellen, dass lange Tafeln in Kirchen Menschen zum Essen und Diskutieren einladen, dass die Höhe der Gebäude genutzt werde, um zweite Ebenen einzuziehen und so zusätzlichen Raum zu schaffen, um zu wandeln, zu sprechen oder einfach nur bei sich zu sein und die Stille zu genießen. „Teilhabe und Zugang sind dabei wichtige Stichworte.“

Viele Menschen müssen in Zeiten von Homeoffice und digitaler Vernetzung nach Ansicht von Gebhardt erst noch lernen, sich in der neuen Arbeitswelt zurechtzufinden. „Wir sind so sozialisiert, dass uns jemand sagt, da ist Dein Arbeitsplatz, dies und jenes hast Du zu tun“, sagte die Zukunftsforscherin. „Sich selbst zu organisieren, Informationen zu besorgen, selbstbestimmt zu arbeiten - das will gelernt sein.“

Der Sprengel Hildesheim-Göttingen ist einer von sechs nicht selbstständigen Bezirken der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Ihm gehören neun Kirchenkreise mit rund 460.000 Gemeindegliedern an. In dem Sprengel, der den südöstlichen Teil der Landeskirche umfasst, sind rund 350 Pastoren und 80 Diakone tätig. Regionalbischöfin ist Adelheid Ruck-Schröder.

 

Evangelischer Pressedienst (epd)

Kollekte des Generalkonvents

Im Anschluss an den Gottesdienst wurde für die Erdbebenopfer in der Grenzregion von Syrien und der Türkei gesammelt. Nach dem Beben im Frühjahr fehlt vielen Überlebenden nach wie vor ein Dach über dem Kopf.

Die Diakonie Katastrophenhilfe bietet psychologische Betreuung an. Hygieneartikel, Wassertanks und Duschkabinen sollen Krankheiten verhindern helfen. In Syrien unterstützt die Katastrophenhilfe zudem Kinder und deren Familien mit Gegenständen des täglichen Bedarfs und mit Mahlzeiten.

Dafür kamen beim Generalkonvent  883,45 Euro zusammen.

Projekt der Katastrophenhilfe